Kunstgewerbe  2

Drachenkampf in der Krümme des Bischofsstabs

Nur eine Auswahl aus den zahlreich erhaltenen Krummstäben aus dem Frankreich des 13. Jh.s mit Darstellungen des Erzengels Michael im Kampf mit der Schlange wird hier vorgestellt. Die Krümme schließt sich dabei schneckenförmig zum offenen Kreismedaillon, in dem der Erzengel im Profil agiert. Obwohl in allen hier gezeigten Beispielen die Krümme zur Schlange uminterpretiert wird, verzichten die meisten Künstler nicht auf die zusätzliche Wiedergabe eines kleinen echsenartigen Drachens. Denn wenn die Bewegungsrichtung des Engels dem Verlauf der Kurvenkrümmung folgen soll, ergibt sich daraus, dass der Schlangenkopf am Ende der Krümme hinter dem Engel liegt und dieser somit den Feind im Rücken hat und nur den Schlangenleib attackieren kann (Houston). Folgerichtig wird in den Beispielen aus Detroit und Paris ohne zusätzlichem Drachen der Engel nach innen zum Schlangenkopfende der Krümme gewendet. Hier trägt der Engel übrigens auch zusätzlich zur Lanze einen Schild.

 

FRANKREICH 1210–25

Krümme mit dem hl. Michael 

Grubenschmelz und vergoldetes Kupfer

montiert 41,28 x 17,15 x 11,43 cm

Objekt 32,39 x 15,24 x 7,62 cm

Detroit

Institut of Arts 

Inventarnummer 59.297

Photo © RMN-Grand Palais (musée de Cluny - musée national du Moyen-Âge) / Stéphane Maréchalle
Photo © RMN-Grand Palais (musée de Cluny - musée national du Moyen-Âge) / Stéphane Maréchalle

Krümme mit hl. Michael, Knoten und Hülse eines Bischofsstabs

 

Paris

Musée de Cluny 

FRANKREICH 1225–50

Krümme mit dem hl. Michael die Schlange zertretend

Grubenschmelz mit vergoldetem Kupfer

27,3 x 14 x 7,3 cm

Houston

The Museum of Fine Arts

Inventarnummer 70.38


FRANKREICH 1225–50

Krümme mit dem hl. Michael und dem Drachen

Grubenschmelz und vergoldetes Kupfer

32 x 22 x 7,6 cm

Baltimore

The Walters Art Museum

Inventarnummer 44.294

LIMOGES 1220–30

Krümme mit dem hl. Michael und dem Drachen

Grubenschmelz und vergoldetes Kupfer

keine Formatangabe

Paris

Louvre

Inventarnummer OA 7286

LIMOGES 1. H. 13. Jh.

Krümme eines Bischofsstabs

Vergoldetes Kupfer mit Email

Höhe 21 cm

Köln

Museum Schnütgen

Inv.-Nr. G 524


LIMOGES 1220–30

Krümme mit dem hl. Michael und dem Drachen

Grubenschmelz mit vergoldetem Kupfer

32,1 x 16,2 x 7,7 cm

New York City

The Metropolitain Museum of Art

The Friedsam Collection

Inventarnummer 32.100.289

LIMOGES (?) 13. Jh.

Krümme (Crozier)

Kupfer mit Resten von Email 

31,75 x 12,7 cm

London

Victoria & Albert Museum

Inventarnummer 703-1884

LIMOGES 13. Jh.

Krümme (crosse)

Grubenschmelz auf Kupfer

30 x 14 cm

Douais

Musée de la Chartreuse

INVENTAR A.1495 (Quelle: Joconde)


LIMOGES 13. Jahrhundert

Crosse de saint Michel terrassant le dragon

Grubenschmelz und vergoldetes Kupfer

32,2 x 15,4 cm

Poitiers

Musée de la Ville et de la Société des antiquaires de l’Ouest

Inventarnummer 890.257

Alienor.org conseil des musées (8. 11. 2018)


WEITERE EXEMPLARE

ohne eindeutigen online-Nachweis 

 

• Bonn, Rheinisches Landesmuseum

• München, Bayerisches Nationalmuseum

LIMOGES zwischen 1220 und 1240

St Michael and the Dragon. Crozier head

Grubenschmelz und Kupfer, getrieben, graviert und vergoldet

Höhe 35,8 cm

Flügel: spätere Restaurierung

Cambridge

Fitzwilliam Museum

Inventarnummer M.2-1924

 

LIMOGES Um 1230–40

Bàcul: Sant Miquel matant el drac.

Kupfer gegossen, getrieben und vergoldet mit Grubenschmelz und gegossenen Figuren, 329 x 150 x 74 cm

Barcelona

Museu Nacional d’Art de Catalunya

Inv.-Nr. 065523-000

 



LIMOGES Mitte 13. Jahrhundert

Choirmaster’s Crozier with Saints Valerie, Martial, and Michael

Vergoldetes Kupfer, Bergkristall, Halbedelsteine

32,8 x 16 x 2,3 cm

Baltimore

The Walters Art Museum

Accession Number  53.83

 

»Dieser ungewöhnliche Bischofsstab verzweigt sich in zwei Voluten, die auf der einen Seite die von einem kleinen Engel geführte heilige Valerie kniend mit ihrem enthaupteten Kopf enthalten. Auf der anderen Seite ist der heilige Martial, der Bischof, der sie zum Christentum bekehrte, zu sehen, wie er die Messe feiert. Oben ist der Erzengel Michael zu sehen; alle drei waren Schutzpatrone von Limoges. Die zwei Voluten dieses für einen Chorleiter angefertigten Bischofsstabes symbolisieren den Wechselgesang, das Responsorium.« ■ [The Walter Art Museum, online-collection, aus dem Amerikanischen von ZAC·]




Gattungen

QUIS UT DEUS  – DER ERZENGEL MICHAEL IN DER BILDENDEN KUNST – VIRTUELLE AUSSTELLUNG UND MATERIALSAMMLUNG